Kunststofffüllungen

 

Verträglichkeit von selbst- und dualhärtenden Kompositen

Ein wichtiges Wort noch zu den selbsthärtenden Kompositen , die ebenfalls anstatt Amalgam für grosse Füllungen und auch als (Stift-) Aufbauten bei wurzelbehandelten Zähnen eingesetzt werden. Ihr großer Vorteil besteht ebenfalls in der schnellen Verarbeitung, da auf die zeitraubende Schichtweise Verarbeitung der lichthärtenden Komposite verzichtet werden kann.
Alle bisher getesteten Materialien dieser Art beeinträchtigen die Regulation deutlich, meistens sogar sehr stark und wirken damit als (starke) Dauerstressfaktoren. Deshalb halte ich es für empfehlenswert, auf diese Materialien grundsätzlich zu verzichten.
Die einzige Möglichkeit, eine durch ein derartiges Material verursachte Regulationsblockade aufzuheben, besteht in der vollständigen Entfernung des Komposits. Möglicher Nebeneffekt: Am selben Tag kann ein „ anfallsartiger“ Energieschub auftreten, von dem die Patienten jeweils sinngemäß berichten:“ Ich wusste gar nicht, dass ich so viel Kraft habe.“

Ähnliches gilt für die licht-und selbsthärtenden Materialien – die sog. dualhärtenden – die bevorzeugt in der Endotoxine (Wurzelbehandlung) oder zum Befestigen von Kronen oder Brücken verwendet werden: Wenn sie nicht vollständig lichtgehärtet werden, wirken auch sie als permanente Stressoren – je weniger lichtgehärtet desto stärker.

Hinweis: Alle bisher getesteten kunststoffhaltigen „Lacke“ für empfindliche Zahnhälse oder das Dentin nach Kronenpräparation sind ebenfalls entweder als nicht verträglich zu werten oder müssen sehr viel häufiger als empfohlen belichtet werden.

 

Verträglichkeitstests von lichthärtenden Kompositen

Da der entscheidende Faktor für die biologische Wirkung eines lichthärtenden Komposits offenbar seine Verarbeitung ist, sind Verträglichkeitstests (Biokompatibilitätstests) – welcher Art auch immer – vor eben dieser Verarbeitung im Mund völlig nutzlos. Eine vorher als „verträglich“ getestete Probe eines Materials sagt nichts über die spätere, aber höchst relevante Verarbeitung im oder am Zahn aus, da dort die Polymerisation unter völlig anderen Bedingungen stattfindet:

  1. Bei der Testproben-Herstellung hat das Polymerisationsgerät direkten Kontakt zum Material, was eine relativ hohe Durchhärtung zur Folge hat. Bestenfalls kann eine solche Probe mit der obersten Schicht einer Füllung verglichen werden.
    Alle tiefer liegenden Schichten müssen länger – d.h. öfter – belichtet werden: je größer der Abstand zwischen Schicht und Lichtgerät, desto länger.
    Insbesondere muss dies bei allen Bondings (Klebern) berücksichtigt werden, die anwendungsgemäß einen (großen) Abstand zum Lichtgerät haben.
    Ein weiterer, wichtiger Faktor für den Polymerisationsgrad eines Bondings am Zahn ist der Lichteinfallswinkel: Da er an den Seitenflächen einer Füllung äußerst ungünstig ist, bleibt dort das Bonding immer in wenig gehärtetem Zustand und trägt dadurch maßgeblich zur Unverträglichkeit der gesamten Kompositrestauration an einem Zahn bei – es sei denn, man härtet zusätzlich und oft genug auch von den Seiten.
    Des Weiteren muss bei geklebten Keramik – Inlays oder – Kronen berücksichtigt werden, dass die Keramik Licht absorbiert – je dicker und dunkler sie ist, desto mehr.
    Sämtliche der hier genannten und für die Verträglichkeit eines Materials äußerst wichtigen Faktoren werden in keinem Verträglichkeitstest berücksichtigt, der vor der Verarbeitung vorgenommen wird.
  2. Meist ist die Schichtstärke der Probe geringer als die der einzelnen Füllungsschichten.
  3. „Vorsichtshalber“ werden die Proben häufig länger belichtet.

Fazit:
Zum einen können lichthärtende Composite durch Mehrfachpolymerisation in einen nicht stressenden, d.h. biokompatiblen Zustand versetzt werden und außerdem findet bei lichthärtenden Kompositen die Herstellung von Material – Testproben im Durchschnitt unter günstigeren Bedingungen statt, als die spätere Verarbeitung desselben Materials im Mund des Patienten, was meist zu einem relativ besseren Durchhärtungsgrad der Probe führt – mit der Folge von Fehlinterpretationen des Testergebnisses.

Aus diesen Gründen wäre es wünschenswert, das Ergebnis nach zahnärztlicher Behandlung präzise nachzutesten und ggf. dann (oft genug ) nachzuhärten – oder die Gesamtpolymerisationsgrad zu erreichen.

 

Verarbeitungshinweise

Viel härten hilft viel, um die Verträglichkeit eines Komposits zu verbessern. Aber wie viel Hitze verträgt die Pulpa? Der nachfolgende Abschnitt ist das Ergebnis von fünf Jahren Erfahrung und einer Serie von Temperaturmessungen, die ich vor einigen Jahren mit einem extrem empfindlichen Messinstrument aus dem Max-Planck-Institut Heidelberg durchgeführt habe, da sonst nur das Schmerzempfinden des Zahnes als „ Messfühler“ über ein „Zuviel“ an Lichtintensität Auskunft gibt.

Um die angegebenen langen Gesamt-Polymerisationszeiten realisieren zu können, ohne dabei die Pulpa oder das Komposit durch zu hohe Arbeitstemperatur des Polymerisationsgerätes oder durch zu starke Lichtabsorption thermisch zu schädigen, ist es notwendig,

  1. pro Schicht – ebenso beim Nachhärten – mehrere Polymerisationsgeräte nacheinander zu verwenden: Belichtungszeit pro Gerät (1000- 1500mW/cm2) und Situation 20s – 40s, Pausenintervalle 20s-40s oder ggf. länger
  2. lichtstarke Geräte mit niedriger Arbeitstemperatur einzusetzen
  3. bei dünneren Schmelzschichten (Frontzähne, vestibuläre und linguale Flächen im Seitenzahnbereich) und dunklen Zähnen bzw. Komposit- Farben einen Sicherheitsabstand von 1 bis 2 mm einzuhalten und relativ lange Pausen einzulegen
  4. die Polymerisation u.U. erst in einer späteren Sitzung fortzusetzen
  5. Um Zeit zu sparen , ist es auch möglich , nach üblicher Polymerisation der gesamten Restauration (40s oder 30s occlusal, 20s von den Seiten9, diverse Nachhärtezyklen in der eben beschriebenen Weise von einer Mitarbeiterin nach genauer Anweisung durchführen zu lassen.
    Je nach verwendeten Materialien und Schichtdicken sind bei mittleren und tieferen Kapitänen dann im Durchschnitt von allen Seiten jeweils noch 5 bis 10 oder mehr (!) Belichtungsintervalle notwendig, um ein biokompatibles Ergebnis zu erzielen. Werden Ein-Schicht-Bondings verwendet, sind selbst diese Zeiten (völlig) unzureichend. Vermutlich werden diese extrem hohen Gesamtbelichtungszeiten durch das Eindringen von lichthärtenden Bestandteilen in die Dentinkanälchen verursacht.

 

Ergänzende Tipps und Hinweise

  • Da alle Bondings bei Füllungen wegen krasser „Unterhärtung“ einen wesentlichen Beitrag zur Unverträglichkeit dieses Komponist beitragen, ist mehrfaches Härten mit 40s- Intervallen von occlusal vor jeder weiteren Schichtung dringend anzuraten.
  • Dünn schichten – ganz besonders die „Flowables“. Sie benötigen neben manchen selbstätzenden Bondings die längsten Gesamt-Polymerisationszeiten: in tiefen Kavitäten dünn gepinselt jeweils 150s- 180s!
  • Wenn möglich , helle Farben verwenden (A1 für die unteren Schichten).
  • Bei Verwendung von Plasma-Lichtgeräten oder 2000mW/cm2 oder mehr, sollte in Analogie zu den obigen Hinweisen für LED- Geräte verfahren werden, die Herstellerangaben wie üblich umgesetzt und die empfohlenen Polymerisationsintervalle um ein Mehr- bis Vielfaches von allen Seiten und mit entsprechenden Pausen wiederholt werden.

Wichtig zu wissen ist, dass die Komposite nie zu viel polymerisiert werden können, da es kein „Zuviel“ der Umsetzung von Monomeren in Polymere geben kann.
Auch auf die Schrumpfungswerte hat die Mehrfach- Polymerisation keinen Einfluss, denn die entscheidende Schrumpfung findet in den ersten 20s statt.

Eine Überhitzung des Materials ist dann ausgeschlossen, wenn zwischen den üblichen Belichtungszyklen entsprechende Pausen eingehalten werden. Andernfalls kann es in einen unverträglichen Zustand überführt und toxische Substanzen frei werden. Dies könnte ggf. bei der Nachhärtung von Kompositen digitalen Zähnen oder Kompositen aus dem Zahntechniklabor eine Rolle spielen, da wir hier keinerlei Rücksicht auf die Pulpa nehmen müssen.
Ergänzungen zum Thema finden Sie im Laser-Journal 2/08 ,S. 24 und in Cosmetic Dentistry 2/09 S.42: www.oemus-media.de >Publikationen>Laser-Journal bzw. Cosmetic Dentistry >Archiv>
Ausgabe 2/08 bzw. 2/09.

 

Zusammenfassung

Kunststoff-Füllungen und -Kleber (Komposite) können (Mit-)Ursache unterschiedlichster Beschwerden und Erkrankungen sein. Nach Herstellerangaben verarbeitete lichthärtende Komposite wirken als Dauerstressfaktoren. Alle bisher von mir getesteten lichthärtenden Komposite ließen sich unabhängig von ihrem Alter durch genügend häufiges Nachhärten von allen Seiten (MfP) in einen biokompatiblen Zustand überführen. Durch Nachhärten können sehr zeitnah, signifikante und anhaltende Besserungen erzielt werden – z.B. therapieresistente Schulter- oder Knieschmerzen.
Bei diesen Materialien ist der entscheidende Faktor für die Biokompatibilität nicht das Material, sondern der Polymerisationsgrad.
Selbsthärtende Komposite, Ein-Schicht-Kleber und fließfähige Materialien in dickeren Schichten wirken als Dauerstressfaktoren und können nicht bzw. nur mit extrem hohen Zeitaufwand in einen
biokompatiblen Zustand überführt werden.